Vatikan-Finanzchef Pell muss wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht

Kardinal George Pell muss sich wegen Missbrauchsvorwürfen einem Prozess stellen.

Foto: Asanka Brendon Ratnayake/AP/dpa

Kardinal George Pell muss sich wegen Missbrauchsvorwürfen einem Prozess stellen.

Vatikan-Finanzchef Pell muss wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht
Der bisherige Finanzchef des Vatikans, der australische Kardinal George Pell, wird wegen Missbrauchsvorwürfen angeklagt.

Ein Gericht in Melbourne sieht ausreichende Hinweise für die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen den von Papst Franziskus beurlaubten Präfekten des Wirtschaftssekretariats, wie der vatikanische Informationsdienst Vaticannews am Dienstag meldete. Der 76-jährige Pell werde auf nicht schuldig plädieren. Er ist der bislang ranghöchste Geistliche der katholischen Kirche, der sich wegen des Vorwurfs des Kindesmissbrauchs vor Gericht verantworten muss.

Die zuständige Richterin Belinda Wallington habe die schwersten der Vorwürfe zurückgewiesen, die in den vergangenen vier Wochen in Anhörungen vorgebracht wurden, berichtete Vaticannews. Ob dazu auch ein mutmaßlicher Vergewaltigungsfall gehört, wurde bislang nicht bekannt. Die verbleibenden Verdachtsmomente reichen demnach jedoch für einen Prozess wegen sexuellen Missbrauchs aus.

Mehr zu sexueller Missbrauch
Bischöfin Nora Steen im Talar
Seit 100 Tagen ist die evangelische Bischöfin für den Sprengel Schleswig und Holstein, Nora Steen, im Amt. Im Gespräch erklärt die 47-Jährige, welche Schritte die Nordkirche nach den Ergebnissen der Missbrauchsstudie gehen muss.
Symbolbild Spiritus-Blog
Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten und natürlich in diesen Tagen: Die Forumstudie lesen: zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Triggerwarnung deshalb: in diesem Text geht es um Gewalt, um Machtmissbrauch und um Ohnmacht.
Pell hatte seit Bekanntwerden der Vorwürfe vor zehn Jahren stets seine Unschuld beteuert. Der Papst hatte ihn im vergangenen Jahr von seinem Amt als Chef des Wirtschaftssekretariats beurlaubt, damit er sich in seiner Heimat gegen die Anschuldigungen verteidigen könne. Es wird nicht damit gerechnet, dass Pell auf seinen Posten im Vatikan zurückkehrt. Ein Nachfolger wurde aber noch nicht ernannt. Der ehemalige Erzbischof von Sydney ist Mitglied im Rat der neun Kardinäle, die im Auftrag des Papstes an einer Reform der vatikanischen Kurie arbeiten, und gilt als einer der engsten Mitarbeiter von Franziskus.

Pell werden sexueller Missbrauch Minderjähriger und die Verschleierung von Missbrauchsfällen vorgeworfen. Die Vorwürfe beziehen sich auf Vorfälle aus den 70er und 80er Jahren in Pells Heimatstadt Ballarat sowie aus seiner Zeit als Weihbischof und späterem Erzbischof von Melbourne.