Kölner Übergriffe: Presserat mahnt Verantwortung von Journalisten an

Kölner Übergriffe: Presserat mahnt Verantwortung von Journalisten an
Der Deutsche Presserat hat eine verantwortungsvolle Berichterstattung über den Migrationshintergrund von Straftätern angemahnt.
06.01.2016
epd
Christine Xuân Müller

Im Fall der massenhaften Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht sei die Nennung des Migrationshintergrundes "noch akzeptabel", sagte die Referentin für Beschwerdeführung beim Deutschen Presserat, Edda Eick, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Es handele sich um ein Massenverbrechen, das in dieser Dimension so noch nicht stattgefunden habe.

"Möglicherweise steckt eine größere kriminelle Struktur hinter der Tat", sagte Eick. In diesem Kontext werde mit Täterbeschreibungen gefahndet, zum Beispiel nordafrikanisches Aussehen. Dies sei aber anders zu bewerten als die bloße Spekulation darüber, ob das Motiv für die Taten mit der religiösen Zugehörigkeit etwas zu tun haben könnte. Hierfür müsse es konkrete Anhaltspunkte geben. 

Auch kleine Meldungen können Ressentiments schüren

Zugleich verwies Eick auf den journalistischen Standard, wonach die Nationalität oder Religion bei mutmaßlichen Straftätern nur genannt wird, wenn diese im Zusammenhang mit der Tat stehen. Damit sollten Redaktionen daran erinnert werden, dass Berichterstattungen Vorurteile befördern können. Ziel der entsprechenden Ziffer 12 im Deutschen Pressekodex "war es, die Belange aller gesellschaftlichen Gruppen, die sich als Opfer tiefverwurzelter Vorurteile fühlen, zu berücksichtigen", betonte Eick.

"Bei einer fünfzeiligen Berichterstattung über einen Ladendiebstahl oder einen Autoaufbruch hat die Nennung der Nationalität keinen Mehrwert, außer, dass sie Vorurteile und Stereotype gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen bedient", sagte die Referentin weiter. Jeder Einzelfall müsse daher gesondert betrachtet werden.

Mehr zu Sexualisierte Gewalt
Am 14. Februar ist Aschermittwoch. Und es ist Valentinstag. Und es ist der 19. Tag nach der Veröffentlichung der ForuM-Studie. Zeit, sich diese Gleichzeitigkeiten aus queerer Perspektive genauer anzuschauen.
Katrin Göring-Eckardt
Nach den Erkenntnissen der Studie über Ausmaß und Umgang mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche hat die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt Strukturreformen gefordert.


Gerade mit Blick auf die Berichterstattung über die Flüchtlingspolitik sei Ziffer 12 im Pressekodex ein wichtiges Thema. "Journalisten haben eine große Verantwortung zwischen dem Informationsinteresse auf der einen Seite und den schutzbedürftigen Interessen des Einzelnen oder der Minderheit auf der anderen Seite", betonte Eick weiter. Sie dürften sich nicht dem Vorwurf aussetzen, Informationen zu verschweigen. Andererseits könnten auch mit kleinen Meldungen schon starke Ressentiments gegen Minderheiten geschürt werden.