Umfrage: Kirchen haben wenig Einfluss auf Entscheidungen für Abtreibung

Umfrage: Kirchen haben wenig Einfluss auf Entscheidungen für Abtreibung
In den USA gehen beim Thema Abtreibung öffentliche Meinung und kirchliche Position auseinander. Laut einer neuen Erhebung des Forschungsinstituts Lifeway Research identifizieren sich 70 Prozent der Frauen, die schon einmal eine Abtreibung haben vornehmen lassen, als Christinnen.

43 Prozent dieser Frauen seien zur Zeit des Schwangerschaftsabbruchs monatlich oder häufiger zum Gottesdienst gegangen, heißt es in dem am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht. Die meisten christlichen Kirchen lehnen Abtreibung ab. Das in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee ansässige Institut hat 1.038 Frauen online über ihren Schwangerschaftsabbruch befragt. 76 Prozent sagten, die Kirche habe "keinen Einfluss" auf ihre Entscheidung zum Abbruch gehabt. 64 Prozent erklärten, Gemeindemitglieder würden eher über eine alleinstehende und schwangere Frau tratschen, als ihr helfen. Nur sieben Prozent gaben an, sie hätten ihre Entscheidung zur Abtreibung mit jemandem in der Kirche besprochen.

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In vielen Gemeinden herrscht mit Blick auf das Thema offenbar eine "Kultur des Schweigens". 52 Prozent der Kirchgängerinnen erklärten, niemand in ihrer Gemeinde wisse von ihrem Schwangerschaftsabbruch. Nach Angaben des Familienplanungsverbandes Guttmacher Institute ist rund die Hälfte der Schwangerschaften in den USA nicht geplant. Etwa 40 Prozent dieser Schwangerschaften endeten mit einem Abbruch. In diesem Jahr wurden in den USA 1,6 Millionen Abtreibungen vorgenommen.